Neubundierung
eines Griffbrettes
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Vor uns
liegt damit ein Hals, der schon neue Bünde besitzt und eigentlich fertig aussieht, aber
noch kein gleichmäßiges Bundniveau aufweist. Wieso, höre ich euch schon fragen, die
Bünde sind doch neu? Sind sie auch, aber selbst ein neues Griffbrett ist nie absolut
gerade. Eine ähnliche Situation liegt vor, wenn Bünde schon leicht abgespielt sind, aber
noch nicht erneuert werden müssen (siehe Fachblatt 4/96). In so einem Zustand werden
Bünde abgerichtet, das heißt, ihre Oberfläche wird solange geschliffen, bis sich wieder
ein gleichmäßiges Niveau einstellt. Jeder von uns kennt den Anblick der
kleinen Kerben in
den Bünden. Genau in den Lagen, in denen wir gerne und häufig spielen.
Bei neuen, aber insbesondere bei
alten Bünden müssen wir darauf achten, nicht zu tief zu schleifen, da wir sonst gleich
noch mal bundieren dürfen. Bearbeiten wir einen Hals, der auf dem Griffbrett lackiert
ist, müssen wir natürlich zwischen den Bünden abkleben. Durch das Schleifen
würden wir sonst den Lack beschädigen. Will man am Ende schön glänzende Bünde haben,
dürfen wir nicht mit irgendeiner Feile weiter arbeiten. Das einzige, was uns hier
weiterhilft, ist entsprechend feines Schleifpapier. Um aber eine glatte Oberfläche für
unsere Saiten zu bekommen (und damit ist nicht nur der einzelne Bund gemeint), müssen wir
mit einem geraden Werkzeug arbeiten. Zumal Schleifpapier nun wirklich kein ,,gerades
Werkzeug" ist hilft nur ein Trick: Das Schleifpapier wird auf ein gerades Stück Holz
geklebt, oder noch besser nur von uns an diesem gehalten. Ideal ist eine Holzführung für
Gehrungssägen.
Selbstverständlich gehe ich davon aus,
dass ihr ein
solches Hilfsmittel mit einem Alu-Lineal auf grobe Unstimmigkeiten überprüft. Wie man
auf den Fotos sehen kann, lässt sich hiermit sehr schön arbeiten und gleichzeitig das
Papier gestrafft festhalten. Auf diese Weise ,,glauben" die Bünde, sie werden mit
einem geraden Werkzeug bearbeitet - mehr wollen wir doch nicht! Auf Bild 1 sehen
wir schob den ersten Arbeitsschritt. Mit 320er Papier werden die groben Riefen der
Bundfeile (siehe vorherige Seite) nachgearbeitet. Aber nicht nur unsere 45 Grad-Bundkante
wird so geschliffen, sondern auch die Hauptfläche des Bundes. Natürlich müssen wir bei
der eigentlichen Arbeit versuchen, möglichst gleichmäßig über alle Bünde zu gehen.
Ein gerades Werkzeug hilft, aber regelt nicht alles von allein, da unser Griffbrett einen
Radius hat. Sonst ist im Bereich der E- und A-Saite alles in Ordnung, bei den anderen
Saiten jedoch alles im Eimer. Wie tief schleifen wir? Es kommt darauf an, ob wir neue oder
alte Bünde bearbeiten. Bei neuen kann man eine einfache Regel befolgen:
Jeder Bund muss überall leicht angeschliffen werden. Bei
den vorher noch schön glänzenden Sünden sieht man das sehr gut. Arbeiten wir
gleichmäßig, das heißt, ,,kippeln" wir nicht ständig mit unserem Schleifblock,
können wir davon ausgehen, dass in diesem Moment alles gerade ist. Eine kleine Probe mit
einem langen Alu-Lineal schafft Gewissheit. Bei alten Bünden ist Schluss, wenn auf der
Oberkante alle Kerben verschwunden sind. Aber Achtung, nicht (!) nur dort schleifen, wo
Kerben sind. Für ein gerades Niveau muss über das gesamte Griffbrett gegangen werden.
Sind links und rechts vom Zentrum des Bundes die alten Kerben noch leicht zu sehen,
egal! Die meisten dieser Stellen werden noch im Laufe der weiteren Bearbeitung verschwinden.
Wenn nicht, ist dies für einen sauberen Ton auch egal, da die Saite auf der obersten
Kante aufliegt.
Tipp
von Walter Schneider:
Die Bünde werden vor dem Plan-Schleifen mit einem Strich über den
ganzen Bund mit wasserfestem Edding-Stift versehen. Alle Bünde sind
dann auf gleichem Niveau wenn alle Striche (eben die Bünde)
angeschliffen sind (gerades Werkzeug vorausgesetzt, gut eignet sich
auch ein Alu-Vierkant, schleifen quasi mit Eigengewicht,
vorsichtig).
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Die nächsten beiden Schritte laufen genauso
ab, nur mit anderem Papier. Zuerst mit 400er, dann mit 600er. Mit diesen beiden Sorten
arbeiten wir nur sehr kurz. Der einzige Grund ist das Hochschleifen der Oberfläche. Mit
diesem Papier soll kein Material mehr abgetragen werden. Nun haben wir schon seidenmatte
Bünde. Allerdings sind sie jetzt leicht abgeflacht und nicht mehr so schön rund. Dabei
ist aber wichtig, dass die Bünde möglichst rund sind. Die Saite soll ja in der Mitte des
Bundes aufliegen, um die Oktavreinheit nicht zu beeinträchtigen. Wir können aus einem
richtig flachen Bund keinen runden machen, wollen wir nicht das gesamte Niveau zerstören.
Bei nicht zu flachen, alten Bünden und in jedem Fall bei neuen können wir aber leicht
Abhilfe schaffen. Auf Bild 2 sehen wir die Lösung. Mit feinem 600er Papier, ohne
unseren Schleifblock, schleifen wir in Längsrichtung über das gesamte Griffbrett. Bitte
nicht viel Druck anwenden. Auf diese Weise bearbeiten wir fast nur die Kanten der
Bundflächen. Das 600er Papier ist zu fein, um die Flächen der Bünde zu stark zu
bearbeiten. Dieses kurze Schleifen mit der bloßen Hand wirkt Wunder, aber
hinterlässt zwischen den Sünden auf dem Holz eine Menge Schleifstaub. Nur keine Angst der nächste
Teil der Arbeit erledigt das gleich mit.
Um alle Bereiche der Bünde in einem
gleichmäßigen Finish zu bekommen, sollten wir nun mit Stahlwolle tätig werden. Damit
ist nicht die Art von Stahlwolle gemeint, mit der Papa den rostigen Gartenzaun abschleift,
sondern eine sehr feine. Entweder ihr verwendet ,,000" oder sogar ,,0000". Diese
Stahlwolle ist nicht an jeder Straßenecke zu bekommen, aber gute Werkzeughändler sollten
sie vorrätig haben. Dennoch Vorsicht: Es gibt sehr gute und sehr schlechte Stahlwolle.
Schlechte zerfleddert sofort in alle Einzelteile, die gute dagegen nicht.
Polierpaste bringt Hochglanz
Auf Bild 3 sehen wir die
Arbeit mit der Stahlwolle. Hierfür könnt ihr euch richtig Zeit nehmen. Wichtig ist, in
Richtung Saitenlauf zu schleifen. Zumal auch das Holz die Stahlwolle zu spüren bekommt,
gilt es darüber hinaus, mit der Maserung zu schleifen. Lohn dieser Arbeit ist ein sehr
schönes Finish - und das Griffbrett sieht wirklich schick aus... Freilich sind wir gierig
auf glänzende Bünde. Der Wunsch lässt sich realisieren. In einer üppig ausgestatteten
Werkstatt findet man so etwas wie einen ,,Buffer" - eine Polierscheibe. Genau wie es
MisterMinit für die Schuhe braucht oder ein Lackierer für den letzten Arbeitsgang. Ich
gehe mal davon aus, dass keiner von euch so etwas im Keller hat. Mit etwas List und Tücke
finden wir auch hier Abhilfe. Polierpaste bekommen wir in jedem Baumarkt - es gibt sogar
Fläschchen mit Gitarren darauf Ob die uns gemeint haben? - und etwas Stoff können wir
auch noch auftreiben, oder? Wir nehmen ein Stück Holz in der Größe von 35 x 7cm und
umspannen es mit Stoff. Achtet darauf, dass der Stoff mehrlagig ist und einen gut
gepolsterten Eindruck macht. An der kurzen Kante des Holzstücks nagelt man den Stoff
einfach fest. Anschließend wird er mit Polierflüssigkeit getränkt. Damit das Griffbrett
sie nicht völlig einsaugt, lassen wir die Flüssigkeit erst richtig trocknen. Die
Polierpartikel befinden sich nun schön brav auf unserem Stoff. Auf Bild 4
sieht man so eine Polierhilfe. Wir reiben ganz einfach auf und ab. Achtet darauf, nicht zu
viel von diesem Mittel in das Tuch zu geben. damit unser Griffbrett nicht leidet. Das geht
da nämlich nur ungern wieder heraus... Jetzt sind wir eigentlich fertig. Meist
muss man
freilich noch den Sattel nacharbeiten beziehungsweise bei neuen Bünden sogar erneuern.
Doch nun freut euch erst mal über eure Bünde! |