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Neubundierung eines Griffbrettes
(Text und Fotos von einem unbekannten Autor
en)

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Eine der häufigsten Reparaturen, die man als Gitarrenbauer durchführen muss, ist die Neubundierung eines Instrumentes. Diese sehr umfangreiche und oft heikle Geschichte sollte man nicht überstürzen. In einem ersten Teil wollen wir deshalb Vorüberlegungen treffen und das Entfernen der alten Bünde besprechen.

Wann müssen die alten Bünde runter? Hauptgrund sind meist starke Kerben, die durch einfaches Abrichten nicht mehr ausgebügelt werden können. Wie weit man abrichten kann oder darf hängt nicht nur von den Bünden ab und ob man mit flachen Bünden gut klar kommt. Entscheidend ist vielmehr die Oktavreinheit. Eigentlich ganz einfach:
Je flacher ich einen Bund schleife, um so breiter wird er. Wird er breiter, so liegt die Saite immer weiter in Richtung Sattel auf. Da ja alle Bünde flacher werden, könnte man sagen, dies sei egal. Leider haben wir den Sattel vergessen. Die Position des Sattels kann ich nämlich nicht verändern. Somit kann man soviel an der Brücke oder am Tremolo basteln wie man will - die Gitarre wird nach zu massivem ,,Flachschliff" einfach nicht bund-rein. Faustregeln kann man hierzu leider keine geben. Man braucht etwas Erfahrung, und selbst dann liegt man auch mal daneben.

 

Völlig neues Spielgefühl

Weitere Gründe für eine Neubundierung sind einfach der Wunsch nach neuem Spielgefühl oder ein Verziehen des kompletten Halses. Dann wird es aber lästig. Schlägt das Griffbrett ungeliebte Wellen, muss man meist alle Bünde entfernen, um das Griffbrett neu einzurichten. So erhält man eine gleichmäßige Grundlage zum Neubundieren. Solche Späße sollte man aber in jedem Fall einem Gitarrenbauer überlassen...

Die präventiven Überlegungen sind damit längst nicht vorbei: Nicht jeder Hals ist für ungeübte Hände geeignet.
Finger weg in folgenden Fällen: Griffbretter mit Binding oder mit Lackierung. sowie Griffbretter aus Ebenholz.
Der größte Teil der vorkommenden Hälse ist aber mit unlackierten Palisander-Rosenholzgriffbrettern ohne Binding ausgestattet. Und hier kann man sich als geübter Handwerker versuchen.

Noch eine Sache, die uns klar sein muss:
In einigen Fällen werden Bünde eingeleimt (beispielsweise bei Paul Reed Smith). Entweder komplett von Seiten des Herstellers, oder bei Reparaturen auch nur teilweise. Man kann also bei der Arbeit von einem festgeleimten Bund überrascht werden. Merkt man das zu spät, kann das direkt ins Auge gehen. Schauen wir uns doch mal das Profil eines Bundes an. Jetzt wird schnell klar, welche Schwierigkeiten uns erwarten. Im Grunde sieht so ein Bund aus wie ein großes T mit zusätzlichem Balken. Der Kopf ist eigentlich das einzige, was man als Gitarrist zu sehen bekommt. Hier unterscheiden sich auch die einzelnen Arten von Sünden. Der Rest ist bei den meisten Modellen identisch. Der Fuß hat eine Breite von rund 0,6 Millimetern - das ist der gemeinsame Nenner, um auf eine Strat mit dünnen Bünden auch die fettesten Jumbobünde einzusetzen, ohne nachzusägen.

Manchmal sind sich einige Hersteller nicht ganz einig und es kommt zu Unterschieden. Das Nachsägen eines Schlitzes ist kein Problem. Haben wir aber den umgekehrten Fall, so müssen die Bünde eingeleimt werden.
Nun ein Blick auf die beiden Zacken in der Mitte des Fußes. Diese kleinen Widerhaken sind über die ganze Länge des Bundes verteilt und halten ihn im Holz. Solange man die Bünde im Hals haben möchte, ist das auch sehr schön - will man den Haken aber aus dem Fisch haben, wird‘s blutig... Beim Angeln gibt es hierfür Hakenlöser, beim Gitarrenbauen kann man folgenden Trick anwenden:
Um zur selben Zeit das Holz unter den Bänden herunter zu drücken und den Bund nach oben heben zu können, geht man vorsichtig von beiden Seiten mit flachen, aber starken Keilen zwischen Holz und Bund. Stechbeitel sind ein geeignetes Werkzeug. Sie sind an der Spitze echt flach und bei guter Qualität auch stark genug. Aber Vorsicht walten lassen. Ganz wichtig: Die flache Seite zum Holz, die geschliffene Seite nach oben ansetzen (siehe Fotos). Anders herum hebelt es sich zwar schöner, gleichzeitig drückt man aber kleine Auflagekanten ins Holz.

 

Und los geht‘s:
Erst hebeln wir an der Außenseite und arbeiten uns dann zur Mitte des Bundes vor. Auf diese Art können wir das liebe Griffbrett schonen. Auf Bild 1 sehen wir den Anfang der Arbeit. Wir gehen in einem leichten Winkel direkt an der Außenkante unter den Bund. Auf einer Breite von rund drei Millimetern, nicht mehr. Die Beitel vorsichtig etwas vortasten und dann wieder etwas hebeln. Merken wir, dass sich der Bund etwas gehoben hat, können wir ein Stückchen weiter in Richtung Griffbrettmitte gehen. Jetzt steht der Bund auf einer Seite schon etwas hoch. Durch das Hebeln drücken wir das Holz herunter und den Bund nach oben - so bekommen wir nur sehr wenige Probleme mit den Widerhaken. Auf Bild 2 arbeiten wir uns von der anderen Seite in Richtung Griffbrettmitte. Auf diese Weise heben wir den Bund schon so weit an, dass wir hinterher (Bild 3) in der Mitte den Bund komplett herausnehmen können.

 

Da das Griffbrett gewölbt ist, die Beitel aber gerade sind, kann man nicht in der Mitte beginnen, ohne das Holz zu beschädigen. Ist der Bund aber an den Seiten angehoben, geht die Arbeit in der Mitte sehr gut. Trifft man auf einen oder gar mehrere eingeklebte Bünde, hilft ein Griff in die Trickkiste: Mit einem Lötkolben (Bild 4) wird der Bund für etwa 25 Sekunden erwärmt (Vorsicht mit dem Holz oder eventuellen Griffbretteinlagen). Auf diese Art lösen wir den Kleber, und schon kann‘s weitergehen. Wurde sehr viel Kleber benutzt, so hat man es noch zusätzlich mit kaugummiähnlicher Klebemasse zu tun. Da empfiehlt sich in jedem Fall ein Nachkerben der Schlitze. Sind erst mal alle Bünde abgetragen, schleifen wir mit 240er Papier über das Griffbrett, um Unebenheiten auszugleichen. Achtet aber darauf, dass Ihr bei dieser Gelegenheit nicht eventuelle Splitterstücke der Widerhaken herausreißt!

 


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Zuletzt geändert am: 08. Februar 2016