Ohne Bus-Transfer durchs Lechtal und schlammiger Aufstieg zum nächsten Etappenziel: Memminger Hütte.

Morgens um 5:30 Uhr ist auf einer Hütte die Nacht vorbei. Die ersten Frühaufsteher machen sich bereit für das Frühstück, das dann pünktlich um 6:00 Uhr beginnt. Man kann wählen zwischen einem einfachen Frühstück zu 4,50 € (Kaffee, 2 Schnitten Brot, Käse und Marmelade) und einem etwas reichhaltigerem (Kaffee, 3 Schnitten Brot, Käse, Wurst und Marmelade) zu 6,- €. Zusätzlicher Kaffee/Tee kostet extra. Üppig ist das dann nicht für eine lange Tageswanderung. Ich wähle ein Müesli mit einer Tasse Kaffee zur 5,- EUR. Scheint mir die beste Variante zu sein.
An diesem Morgen ist der grandiose 7:1-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Halbfinale gegen Brasilien das Thema beim Frühstück.
Für unterwegs fülle ich meine Trinkflasche mit Leitungswasser und einer Magnesium-Kalium-Tablette.

Um 7:30 Uhr bin ich für den Anstieg zum Mädelejoch bereit. Es ist recht kühl, daher will ich meine lange Wanderhose wieder anziehen, leider ist diese noch sehr feucht und so entscheide ich mich als Notlösung für meine Lauf-Kniebundhose unter der Regenhose. Ich starte zusammen mit Matthias aus Lauf bei Nürnberg (der in dieser Nacht mein Zimmer-Genosse war) und den beiden jungen Frauen aus dem Ahrtal, Sarah und Nadine. Erstes Ziel der Etappe ist Holzgau im Lechtal. Dort wollen wir eine längere Pause machen, um uns für den langen Fußweg durch das Lechtal nach Madau zu stärken. Denn bei dieser Tour habe ich mich entschieden, nicht mit dem Taxibus zur Talstation der Materialseilbahn der Memminger Hütte zu fahren. Also ca. 16 Kilometer zu Fuß und meine drei Mitschstreiter wollen sich anschließen.

Es schneit ein wenig und als wir die Grenze zu Österreich am Mädlejoch überschreiten, ist es doch windig und neblig. Also möglichst schnell ins Tal nach Holzgau! An der Jausenstation "Cafe Maria" können wir uns entscheiden, ob wir den üblichen Weg am Fluß entlang ins Tal gehen oder über die seit einigen Jahren bestehende Hängebrücke nach Holzgau gehen. Wir entscheiden uns für das Letztere.

Am Gasthof Bären ins Holzgau machen wir dann erst mal eine kleine Mittagspause und essen eine Kleinigkeit. Da tut es auch ganz gut, dass wir mal unsere Regensachen ablegen können. Handy-Empfang gibt es hier auch wieder und so können wir mal kurz eine "Wasserstands-Meldung" nach hause absetzten. 
Nach ca. 30 Minuten brechen wir um 11:00 Uhr wieder auf und lassen das Bustaxi der Firma Feuerstein ganz locker links liegen. Zuerst geht es über Asphalt-Straßen, dann überqueren wir den Lech und wandern an den Orten Stockach und Bach vorbei nach Unterwinkel. Ab und an überholt uns ein Taxibus und fragt nach, ob wir nicht mitfahren wollen (natürlich nicht kostenlos), aber wir winken ab und halten durch. 
Am Gasthaus Hermine vorbei, das leider am Mittwoch geschlossen hat, geht es dann auf einem Schotterweg immer weiter ins Madautal hinein. Um ca. 14:15 Uhr erreichen wir die Materialseilbahn der Memminger Hütte. Hier sind schon einige versammelt, die kurz vorher mit dem Taxibus angekommen sind. Unsere beiden weiblichen Mitwanderer wollen ihre Rucksäcke mit der Material-Seilbahn zur Hütte transportieren lassen. Um 14:30 Uhr beginnen wir dann den Aufstieg zur Memminger Hütte, und es machen sich mit uns noch einige andere auf den Weg.
Der Aufstieg ist zuerst nur ein wenig nass und läßt sich noch gut begehen. Im Laufe des Aufstieg wird dieser aber immer schlammiger und da der Weg fast nur noch aus Lehm besteht, wird es auch sehr rutschig. Wer jetzt die Trekking-Stöcke dabei hat, ist gut vorbereitet, denn diese helfen doch sehr beim Aufstieg. Da es auch weiterhin leicht regnet, kann man die Regensachen nicht missen. Das macht die Sache auch nicht einfacher, denn auf die Dauer wird man dann auch von innen her nass. Unterwegs stoßen wir dann auf einen Bagger, der auf abschüssigem Gelände steht und man fragt sich, was der hier macht. Später erfahren wir, dass dieser für die schlammige Wegstrecke verantwortlich ist, denn er ist über den Aufstiegspfad hochgefahren und hat den Untergrund sehr stark zerstört.
Um ca. 17:10 Uhr erreichen wir schließlich die Memminger Hütte und freuen uns auf eine warme Dusche. Bei der Anmeldung erfahre ich, dass es weder einen Zimmer-Platz, den ich eigentlich reserviert hatte, noch dass es eine warme Dusche gibt (keine Sonne, kein warmes Wasser). Da kann man nur von einer gewissen Fehlplanung in der Energieversorgung der Hütte sprechen, denn gerade dann, wenn man warmes Wasser am meisten braucht, gibt es keines! Auch der Trockenraum, in dem die Sachen und die Schuhe aufgehängt werden, damit man am nächsten Tag wieder in trockene Sachen steigen kann, ist nicht ausreichend beheizt, so dass er eigentlich seinen Namen nicht verdient. Gut, dass ich vorbereitet bin und die nassen Klamotten eventuell in einen eigenen Plastikbeutel stecken kann, um sie eventuell am folgenden Tag in der nächsten Herberge trocken zu bekommen.

Unsere Strecke an diesem Tag ist ca. 30 km lang, 1290 Höhenmeter, reine Laufzeit ca. 8:40 h.

Beim Abendessen gönne ich mir einen Kaiserschmarrn, leider war auch dies ein Reinfall: sehr trocken, keine Rosinen drin, keine Mandeln drin zu finden. Und ich habe gedacht, in Österreich kann man den Kaiserschmarrn überall guten Gewissens bestellen, Fehlanzeige!

Wenigstens hat der Hüttenwirt an diesem Abend in der Gaststube den Ofen angeheizt, so dass man hier einige Sachen trocknen lassen kann.


Fotos
(alle Fotos - in chronologischer Reihenfolge - können durch Anklicken in einem extra Fenster vergrößert dargestellt werden)

Grenzübergang nach Österreich am Mädlejoch
Bild 1: 
Der Simms-Wasserfall
Bild 2:
Hängebrücke über das Höhenbachtal oberhalb von Holzgau
Bild 3:
Pause an einer Wasserstelle
Bild 4:
Viel Wasser von oben aus den Bergen
Bild 5:
Brücke, die den Anstieg zur Memminger Hütte markiert
Bild 6:
Einige lassen ihren Rucksack mit der Materialseilbahn zur Hütte transportieren
Bild 7:
Der Anstieg zur Memminger Hütte beginnt, es erwartet uns sehr schlammiges Gelände
Bild 8:
Durch den vielen Regen ist der Anstieg recht schlammig und rutschig
Bild 9:
Der Übeltäter für das schlammige Gelände
Bild 10:
Nach sehr schwerem Aufstieg sehen wir zum ersten Mal die Memminger Hütte
Bild 11:
Trotz Reservierung gibt es nur einen Platz im Matratzen-Lager
Bild 12:
Das Lager ist voll belegt
Bild 13:
Ein Blick in die Umgebung der Memminger Hütte
Bild 14:
Da soll es am nächsten Tag hoch gehen
Bild 15:
Nichts als Nebel und Schnee
Bild 16:
Das wird kein leichter Aufstieg zur Seescharte am nächsten Tag
Bild 17:
Da werden wir gut frühstücken müssen und hoffen, dass das Wetter besser wird
Bild 18:

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