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Bau einer Archtop-Hollowbody-Gitarre (Seite  11)

Finishing der Gitarre

Da die Maserung der Ahorn-Decke keine starke Struktur hat (wie üblich bei normalem Ahorn), soll die Gitarre ein Sunburst-Finish erhalten. Dies wird durch Beizen hergestellt. Der Rest der Gitarre wird naturbelassen. Als Lack benutze ich einen Nitrozelluloselack. Dieser hat zwar den Nachteil, dass er nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen aufzubringen ist, der große Vorteil ist aber, dass er schnell und hart trocknet und sich sehr gut polieren läßt.

 

 

Vorbereitung für das Beizen der Decke

Bevor die Decke der Gitarre gebeizt werden kann, wird die gesamte Gitarre nochmals mit 240er und 400er Schleifpapier bearbeitet. Der Schleifstaub muß gut entfernt werden. Danach reibe ich die ganze Gitarre mit Terpentin-Ersatz ab, um zu sehen, ob die Oberfläche noch Unebenheiten aufweist. Gleichzeitig wird damit auch der Reststaub entfernt. Da nur die Oberseite der Decke gebeizt werden soll,  streiche ich mit einem Pinsel den Rest der Gitarre (außer Griffbrett) mit Nitrolack ein. Dadurch kann die Beize nur in die Oberfläche der Decke eindringen. Der Rest der Gitarre nimmt keine Beize an.
Durch das Beizen (mit Wasser-Beize) würde die Decke aufquillen und rau werden. Da die gebeizte Fläche nicht mehr geschliffen werden soll (darf), wird die Decke vor dem Beizen mittels Pinsel mit Wasser eingestrichen. Nachdem dies getrocknet ist, wird die Decke nochmals mit 400er Paper geschliffen (in Maserrichtung).

 

Beizen der Decke

Die Decke soll in einem Sunburst-Finish gebeizt werden. Dazu benutze ich drei Beizen (auf Wasserbasis) der Firma Clou in den Farbtönen gelb, rot und schwarz.
Zuerst wird die ganze Decke mit Wasser eingestrichen. Danach wird mit einem Pinsel gelbe Beize auf die gesamte Decke aufgetragen. Anschließend wird auf die noch nasse gelbe Beize vorsichtig vom Rand weg die rote Beize aufgetragen. Zur Mitte hin wird die rote Beize mit der gelben Beize und mit Wasser verdünnt aufgetragen, damit der Übergang zwischen roter und gelber Beize verläuft.
Zuletzt wird vom Rand nach innen auf die noch nasse rote Beize ein schmaler Rand schwarze Beize aufgetragen und ebenfalls nach innen hin mit roter Beize vermischt.
Wichtig ist, dass der Pinsel immer von außen nach innen geführt wird. Die einzelnen Farbtöne müssen ineinander verlaufen.

Nach dem Trocknen der Beize (ca. 12 Stunden) kann man das Ganze noch mit feiner Stahlwolle (000) bearbeiten (immer in Faserrichtung), um es aufzuhellen oder Übergänge zu verbessern.

 

Lackieren der Gitarre

Die Gitarre wird mit Nitrozelluloselack gespritzt. Für den Spritzvorgang habe ich eine kleine Kammer aus Holz gebaut (Höhe 120 cm, Breite 60 cm, Tiefe 40 cm). Diese ist so groß, dass dort eine komplette Gitarre aufgehängt und gedreht werden kann. In der Rückwand befindet sich eine Absaugvorrichtung, an die ich einen Schlauch mit einem Ventilator anschließen kann. Die Teile dazu habe ich aus einer alten Dunstabzugshaube ausgebaut. Vor dem Spritzvorgang sollte die Spritzkammer naß ausgewischt werden, damit keine Staubteilchen beim Spritzen aufgewirbelt werden.
Als Spritzpistole benutze ich eine elektrische Pistole von Wagner (W60). Es ist unbedingt notwendig, während des Spritzvorgangs eine Atemschutzmaske zu tragen, die giftige Dämpfe absorbiert (siehe Bild oben hinter der Gitarre liegend).
Wichtig ist, dass der Nitrolack verdünnt wird, da er sonst mit der Pistole nicht verarbeitet werden kann. Bei Auftragen muss die Pistole immer waagerecht und plan zur Gitarre geführt werden, damit der gleiche Spritzabstand eingehalten wird.
Die Gitarre wird jeweils komplett gespritzt und dann ca. eine dreiviertel Stunde zum Trocknen in der geschlossenen Spritzkammer belassen. Dabei läuft die Absaugvorrichtung und befördert die Nitro-Dämpfe durch das Fenster nach draußen.
Danach wird der Spritzvorgang noch dreimal wiederholt (mit jeweils den gleichen Trockenphasen). Nachdem auf die Gitarre vier Schichten Lack aufgetragen worden sind, wird diese 24 Stunden zum Trocken in der Spritzkammer belassen.

 

 

Die obigen Bilder zeigen zwei Beispiele für das Sunburst-Finish. Zuerst habe ich die Gitarre entsprechend dem linken Beispiel in gelb, rot, schwarz gebeizt.
Nach dem ersten Spritzen mit Lack war mir das dann zu dunkel. Also habe ich die komplette Lackierung und die Beize durch vorsichtiges Schleifen wieder entfernt. Anschließend habe ich ein Sunburst-Finish gelb/rot aufgebracht. Nun mag der Leser selbst entscheiden, was ihm besser gefällt.

 

Nass-Schleifen der Gitarre

Nach dem Trocknen von 24 Stunden wird die gesamte Oberfläche der Gitarre mit 600er-Schleifpapier (mit der Hand) nass geschliffen. Dafür wird Spülmittel in ein Glas mit Wasser gegeben und das Schleifpapier darin eingetaucht. In kreisenden Bewegungen wird die Lackoberfläche solange bearbeitet, bis alle Unebenheiten entfernt sind. Dies wird kontrolliert, indem die Gitarre zuerst mit einem feuchten und dann mit einem weichen Lappen abgerieben wird. Die Oberfläche ist eben, wenn keine glänzend schimmernden Flächen mehr zu erkennen sind. Man kann Unebenheiten auch fühlen, indem man mit den Fingerkuppen langsam über die Oberfläche gleitet.

  • Noch zwei Tipps:
    Besonders vorsichtig muß man mit dem Schleifen von Kanten und Ecken sein. Am besten, man bearbeitet diese garnicht oder nur mit leichtem Druck. Es könnte sonst die gebeizte Schicht beschädigt werden.
  • Beim Schleifen sollte ein Gummi-Handschuh getragen werden (siehe Auto-Verbandskasten), da sonst die Haut der Fingerkuppe nach einiger Zeit durch das ständige Spülmittel-Wasser aufreißt.

 

 

Die Gitarre muß nach dem Schleifen mit einem feuchten Lappen gereinigt und trocken gerieben  werden. Danach wieder mit Terpentin oder Spiritus abreiben und einige Zeit trocknen lassen.

Jetzt müssen wieder vier Schichten Lack aufgespritzt werden. Dieser Vorgang wird dreimal wiederholt, bis insgesamt zwölf Schichten aufgetragen sind (mit jeweils einem Zwischenschliff).

 

Trocknen der Lackierung

Nach dem letzten Lackiervorgang wird die Gitarre ca. 14 Tage bei normaler Raumtemperatur trocknen gelassen.

 

Polieren der Gitarre

Nach dem Lackieren und ausgiebigen Trocknen hat die Gitarre eine hochglänzende Oberfläche und man könnte geneigt sein, sie in diesem Zustand zu belassen. Aber eine Lackierung kann noch so gut ausgeführt sein, das professionelle Aussehen erhält die Gitarre erst durch eine Polierung.
Die Oberfläche muß jetzt wieder nass geschliffen werden. Zuerst mit 600er Körnung, dann mit 1000er Körnung. Es ist wichtig, die Oberfäche so zu schleifen, dass alle glänzenden Flächen komplett entfernt sind. Danach muß die Fläche mit Spiritus gesäubert werden.
 

Mit einem Lappen wird dann Schleif-Polierpaste (aus dem Autozubehörhandel) aufgetragen. Mit einem weichen Lappen oder mit einer Polierscheibe (Bohrmaschine/Excenterschleifer) wird der Lack bearbeitet und zum Glänzen gebracht. Wichtig ist, dass der Lappen / die Scheibe sehr weich ist, damit es keine Schleifspuren in der Polierung gibt. Danach nimmt man einen Stoffballen mit weichen Lappen und reibt die Oberfläche mit Spiritus ein. In kreisenden Bewegungen wird dann solange gerieben, bis die Flüssigkeit im Ballen verbraucht ist und dieser anfängt zu ziehen. Man hört dann ein typisches Putzgeräusch (es quitscht ein bisschen). Dann sollte sich langsam Hochglanz einstellen.

Das hier beschriebene Verfahren ist ein einfaches und kostengünstiges Verfahren. Die Profis wenden ein Lackpolier- oder Schwabbel-Polier-Verfahren an. Dazu sind einige teure Poliermittel zu kaufen. Wie dies Verfahren funktioniert ist unter Tipps & Hinweise beschrieben.

Noch ein Hinweis:
Das Herstellen einer hochglänzenden Polierung erfordert sehr viel Geduld und Erfahrung. Daher sollte man am Anfang auch mit nicht ganz perfekten Ergebnissen zufrieden sein.
Bekommt man keine Hochglanzoberfäche hin, so liegt das meistens daran, dass noch winzige Schleifspuren auf der Oberfläche sind. Diese Schleifspuren brechen das auftreffende Licht diffus. Die Oberfläche wirkt dadurch seiden bis matt. Rechnerisch gesehen dürfen die Spuren nur in der Dicke von kleiner 200nm (10 hoch minus 9 m) sein, damit eine Oberfäche hochglänzend wirkt.

Der polierte Gitarren-Korpus

  

Abdeckung für Halsstab-Mutter

Die Abdeckung für die Halsstab-Mutter wird aus einem dünnen Alublech (2mm) ausgesägt.Damit der Marken-Schriftzug und der Gitarrentyp draufpassen, wird das ganze ein bisschen größer hergestellt als für die Abdeckung der Halsstab-Mutter notwendig wäre.


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Seite zuletzt geändert am: 06. Februar 2016