rkock guitars & amps
Der Hallverstärker
Allgemeines
Obwohl man heute vielfach den Hall in der Musik in digitaler Technik erzeugt, ist die
Hallspirale im Gitarrenverstärker immer noch sehr populär. Vielfach wird in
Vollröhren-Amps für die Klangerzeugung die Röhre immer noch bevorzugt, Trotzdem bietet
die Operationsverstärkertechnik als Treiber für Hallspiralen gute und preiswerte
Anwendungsmöglichkeiten.
Funktion der Hallspirale
Bei einer Hallspirale wird das elektrische Signal über eine Magnetspule auf die Spiralen
der Hall-Einheit in mechanische Schwingungen übertragen. Die Stärke des magnetischen
Feldes wird bestimmt durch den Strom, der durch die Spule fließt. Da der Widerstand der
Spule mit wachsender Frequenz immer größer wird, wird auch die Intensität des
Magnetfeldes geringer. Aber gerade die hohen Frequenzen erzeugen den guten Hall-Sound.
Also muß sowohl im treibenden als auch im aufholenden Verstärkerteil eine entsprechende
Korrektur vorgenommen werden.
Hallverstärker in Röhrentechnik
Allgemein
Die Impedanz der Eingangsspule einer Hallspirale beträgt ca. 8 - 2k Ohm. Mit
diesem Wert kann die Halleinheit nicht direkt als Anoden-Widerstand eingesetzt werden. Es
muss eine Hall-Übertrager (Hall-Trafo) eingesetzt werden. Im Prinzip handelt es sich um
einen kleinen Endverstäker.
Hallverstärker von Fender
Fender koppelt den Hall-Effekt über ein Widerstands/Kondensator-Kombination
(3,3MOhm/10pF) ein. Diese Kombination hat zwei Aufgaben: Reduktion des Signals und
Anhebung der Frequenzen oberhalb von 1 KHz.
Das Eingangssignal wird vor dem Koppelwiderstand von 3,3 MOhm über
einen Kondensator von 500pF an den Eingang der Hallstufe geführt. Dieser Kondensator
sorgt dafür, dass Frequenzen unter 200 Hz (Rumpel-Geräusche) nicht durchgelassen werden.
Der Treiber-Verstärker für die Hallspirale wird realisiert durch zwei parallel
geschaltete ECC81-Systeme.
Der Aufholverstärker besteht aus einem ECC83-System, das eine relativ hohe Verstärkung
erzeugt. Manche Hall-Verstärker haben am Gitter-Widerstand einen Parallel-Kondensator von
2,2nF. Mit diesem werden Höhen aus der Hallspirale unterdrückt. Der Schalter S1 schaltet
das Hall-Signal EIN oder AUS.
Über den Koppel-Kondensator 3,3nF (unterdrückt die tiefen Frequenzen) wird das
verstärkte Signal auf das Volume-Poti geleitet.
Über den Spannungsteiler 470k/220k wird das Signal nochmals halbiert und dem normalen
Signalweg wieder zugeführt und mit diesem überlagert.
Wichtig ist der Koppelwiderstand von 3,3 MOhm und der Paralell-Kondensator von 10 pF. Dieser hebt die Höhen an, damit der Sound mehr Presence erhält.
Die Anschlüsse B+ und D+ sind Betriebsspannungen.
Hallverstärker von Marshall
Die Schaltung von Marshall gleicht im Prinzip der von Fender. Das Hall-Signal wird hier
ebenso über einen Längs-Widerstand (mit Parallel-Kondensator) mit dem normalen Signal
gemischt.
Der Treiber-Verstärker wird hier mittels einer ECC83-Röhrenstufe realisiert. Tiefe
Frequenzen werden am Eingang mittels eines 10nF-Kondensators unterdrückt.
Der Aufholverstärker wird über einer ECC83-Stufe durchgeführt. Über ein 100k-Poti wird
das Hall-Signal dem normalen Signal zugemixt.
Über den Transistor Tr1 (BC107) kann das Hall-Signal knackfrei abgeschaltet werden.
Die Anschlüsse B+ und D+ sind Betriebsspannungen.
Hallverstärker in Operationsverstärkertechnik (OP-Technik)
In OP-Technik kann man einfach und preisgünstig einen Hallverstärker aufbauen. Dazu sollte die Treiber-Spule der Halleinheit nicht geerdet sein.
Die Treiber-Stufe
Bevor das Signal auf die Eingangsspule der Hall-Einheit gegeben
wird, sollten die tiefen Frequenzen ausgeblendet werden. Diese tragen nämlich nicht zum
guten Hallsound bei. Die Frequenzen bis in den Bereich 200 / 300Hz sollten
unterdrückt werden. Dies wird durch die Kondenator-/Widerstands-Kombination C1/R1
(10uF/68Ohm) durchgeführt, denn diese unterdrückt die Frequenzen unterhalb von 230 Hz.
Das Ausgangsnetzwerk aus C2/R5 und Spulen-Induktivität bildet im Prinzip einen
Schwingkreis, dessen Resonanz-Frequenz zwischen 5 kHz und 10 kHz eingestellt werden
sollte.
Die Werte von 10nF und ca. 44mh für eine reale Hall-Einheit bilden eine Resonazfrequenz
von ca. 7,6 kHz.
Die Güte Q des Schwingkreises sollte bei 1 liegen. Mit einem Widerstand von ca. 2k2 Ohm wird dies ungefähr erreicht (ist abhängig von den Daten der Hallspirale).
Um einen möglichst großen Signal/Rauschabstand des Signals zu haben, sollte ein OP-Amp mit gutem Signal-/Rauschabstand eingesetzt werden.
Die Aufhol-Stufe
Die Verstärkung der Aufholstufe wird durch das Verhältnis der
Widerstände R2/R4. Dies beträgt hier 100. Die ist ein vernünftiger Wert, um das stark
gedämpfte Signal wieder auf einen guten Pegel zu bringen.
Der Kondensator C4 (10 uF) sorgt dafür, dass alle Frequenzen unterhalb von ca. 230 Hz
bedämpft werden. Damit werden mechanische Erschütterungen, die auf die Hallspiral
einwriken, unterdrückt.
Der Kondensator C3 (1,5 nF) bildet zusammen mit R2 einen
frequenzabhängigen Gesamtwiderstand (Tiefpass). Dieser Widerstand wird mir wachsender
Frequenz immer kleiner und sorgt dafür, dass die Verstärkung bei ca 15,6 kHz ihren 3
db-Punkt hat.
Der Ausgangsübertrager der Hallspirale bildet im Prinzip einen Schwingkreis, der aus
Spulen-Induktivität und Spulen-Kapazität besteht. Der Widerstand R3 ist der
Dämpfungswiderstand des Schwingkreises. Ist nur eine kurze Leitung von der Hallspirale
zum Verstärker benutzt, so ist der Widerstand R3 nicht notwendig, da in diesem Fall eine
Resonanz-Frequenz oberhalb von 20 kHz entsteht (hängt auch von den Werten der Hallspirale
ab). Am besten, man ermittelt den Widerstand experimentell.
Daten von Hallspiralen der Marke Accutronics
1.Buchstabe: Typ
4, 8 oder 9
2.Buchstabe: Eingangsimpedanz bei 1 kHz
Typ | A: | B: | C: | D: | E: | F: |
4 | 8 Ohm | 150 Ohm | 200 Ohm | 250 Ohm | 600 Ohm | 1475 Ohm |
8 o. 9 | 10 Ohm | 190 Ohm | 240 Ohm | 310 Ohm | 800 Ohm | 1925 Ohm |
3.Buchstabe: Ausgangs-Impedanz bei 1 kHz
Typ | A: | B: | C: |
4 | 500 Ohm | 2250 Ohm | 10 kOhm |
8 o. 9 | 600 Ohm | 2575 Ohm | 12 kOhm |
4.Buchstabe: Verzögerungszeit
1 = kurz (1,2 bis 2 sek)
2 = mittel (1,75 bis 3,0 sek)
3 = long (2,75 bis 4 sek)
5.Buchstabe: Anschluß-Ausführung
A = Eingang geerdet, Ausgang geerdet
B = Eingang geerdet, Ausgang nicht geerdet
C = Eingang nicht geerdet, Ausgang geerdet
D = Eingang nicht geerdet, Ausgang nicht geerdet
6.Buchstabe: Locking Device
1 = no lock
7.Buchstbe: Montage Vorschrift
A = horizontal, offene Seite oben
B = horizontal, offene Seite unten
C = vertikal, lange Achse horizontal, Anschlüsse oben
D = vertikal, lange Achse horizontal, Anschlüsse unten
E = vertikal, lange Achse vertikal, Eingang oben
F = vertikal, lange Achse vertikal, Ausgang oben
Folgend die Daten einiger oft eingesetzter Hall-Einheiten von Accutronics
Teil | Anwender | Länge | Anz. Federn | Eing.-Impedanz bei 1kHz/DC | Ausg.-Impedanz bei 1kHz/DC |
4AB3C1B | Fender | 43 cm (17") | 4 | 8Ohm/81Ohm | 2,250Ohm/200Ohm |
4BB2C1B | Ampeg | 43 cm (17") | 4 | 150Ohm/26Ohm | 2,250Ohm/200Ohm |
4EB2C1B | Peavey | 43 cm (17") | 4 | 600Ohm/58Ohm | 2,250Ohm/200Ohm |
4FB3D1B | Music Man | 43 cm (17") | 4 | 1475Ohm/200Ohm | 2,250Ohm/200Ohm |
9AB2C1B | Fender/Boogie | 43 cm(17") | 6 | 10Ohm/0,81Ohm | 2575Ohm/200Ohm |
9EB2C1B | Peavey/Genral | 43 cm (17") | 6 | 900Ohm/58Ohm | 2575Ohm/200Ohm |
9FB2A1C | General | 43 cm (17") | 6 | 1,925Ohm/200Ohm | 2575Ohm/200Ohm |
8AB2A1B | Boogie | 23 cm (9") | 3 | 10Ohm/0,81Ohm | 2575Ohm/200Ohm |
8BB2A1B | SLM | 23 cm (9") | 3 | 190Ohm/26Ohm | 2575Ohm/200Ohm |
8DB2C1B | Marshall | 23 cm (9") | 3 | 310Ohm/36Ohm | 2575Ohm/200Ohm |
8EB2C1B | Fender | 23 cm (9") | 3 | 800Ohm/58Ohm | 2575Ohm/200Ohm |
[Inhalt] [zurück]
[weiter]
Copyright © 2001-2016 by rkock guitars & amps
Zuletzt geändert am: 25. Februar 2016