Zum höchsten Nachtlager der Tour

Frühstück auf der Galflun-Alm gibt es um 7:00h. Es ist reichlich und gut. Vor dem Aufbruch um 8:00 bezahlen wir unsere Rechnung: 34,- € für das Lager mit Halbpension. Als Schotterweg beginnt der Weg ins Tal. Zuerst relativ eben, dann ab der Larcher Alm steiler bergab. Wir sind jetzt zu fünft, "Reinhard II" hatte sich uns angeschlossen. Er ist Bierwagenfahrer, aber gertenschlank, denn er betreibt seit 25 Jahren Marathonlauf. 
Das letzte Stück vor dem Ort Wenns ist eine Asphaltstrasse; wir erreichten die Bushaltestelle im Ort um 9:40h. Es treffen noch einige andere E5-Geher ein, die wohl teilweise in Wenns übernachtet haben. Die Sonne brennt schon wieder ganz gut, so dass wir eine Erfrischung aus dem mitgebrachten Wasservorrat gebrauchen können. Um 10:00h fährt der Bus durch das Pitztal nach Mittelberg (1736 m). Die Busfahrt dauert ca. 1 Stunde.
Mittelberg ist das Ende des Tales und daher Endstation der Buslinie. Alle steigen aus und machen sich auf den Anstieg, der erst langsam auf einer Schotterstrasse verläuft. Hier fahren ab und an Lastzüge, wohin, das sehen wir später. Wir gehen bis zur Gletscherstube und machen dort noch die letzte Pause vor dem steilen Anstieg. Hier könnte man auch übernachten, aber es ist nicht viel los. Es ist ca. 11:30h und einige essen eine Kleinigkeit und trinken etwas. Ich begnüge mich mit einer großen Apfel-Schorle (zu 3,40 €). Um 12.00 h machen wir uns auf den Anstieg zur Braunschweiger Hütte. Christian hat schon mal erforscht, wo wir denn nun hochgehen müssen. Sieht schon etwas imposant aus, der Weg zur Braunschweiger Hütte.
Aber vorher kommt man noch an der Talstation der Materialseilbahn der „Braunschweiger“ vorbei. Martin und Christian wollen ihre Kräfte und Gelenke schonen und wählen die „Gepäcktransport-Variante“: Rucksack in den Lastenaufzug und 4 € gelöhnt. Ab dann machen sie den Aufstieg nur noch mit ihren Wasserflaschen. Wir drei Anderen machen den Aufstieg mit Gepäck. 
Der Weg führt links von einem Wasserfall die Felsen hinauf. Kurzzeitig wird es dann ganz steil, so dass man fast klettern muss. Hat man das hinter sich gebracht, geht es auf einer Schotterstraße weiter, die schon eine Sicht auf den Gletscher ermöglicht. Hier sieht es so aus, als führt dieser Weg direkt zum Gletscher. Er soll wohl den Lastwagen dienen, die Baumaterial zu einer Baustelle im Gletscher bringen. Meiner Ansicht nach ist das der Natur hier nicht dienlich, aber auch hier ist wohl das Motto: "Der Rubel muss rollen".
Es fließt der Schweiß, denn jetzt kommt das schwierigste Stück des Aufstiegs, schmale Pfade, viele Felsbrocken, über die man sich langsam den Berg hinauf bewegen muss.
Hier begegnen wir erstmalig einem E5-Wanderer-Paar, das eine kurze Rast eingelegt hat und das uns in den nächsten Tagen begleiten würde: Barbara und Falkmar aus Wiesbaden. Wie sich später herausstellt, sind beide schon einige Tage unterwegs. Sie haben den E5 in Bregenz begonnen.
Kurz vor der Hütte nochmals ein Schneefeld, wir bewegen uns vorsichtig darüber in ca. 2700 m Höhe. Dann haben wir es geschafft: Bei herrlichem Sonnenschein erreichen wir nach dem Vergießen von viel Schweiß um 14:20 h, nach Aufstieg von 2 1/2 Stunden und ca. 1000 Höhenmetern die Braunschweiger Hütte. Sie ist die höchst gelegene Hütte auf unserer Tour.

Es erwartet uns eine schöne, in 2009-2011 komplett renovierte Hütte der DAV-Sektion Braunschweig. Freie Zimmer gibt es hier nicht mehr, denn die sind alle belegt durch mehrere Gruppen, die einen Gletscher-Kurs machen. Es ist Samstag und das scheint für eine Übernachtung auf der Braunschweiger Hütte auch nicht so günstig zu sein. 
Hier oben ist praktisch immer Schnee. Wir beziehen die Lager, duschen uns und genießen den herrlichen Nachmittag auf der Terrasse. Einfach toll die Aussicht hier bei diesem Wetter.
Mit vielen Leuten kommt man ins Gespräch und es interessierten sich sogar einige aus Hamburg für den SC Paderborn, der in der Saison 2011/2012 eine sehr gute Leistung in der 2. Liga abgeliefert hat. Einer dieser beiden ist mir im Anstieg zur Hütte schon aufgefallen ob seiner "Kniestrümpfe", die er zu seiner kurzen Wanderhose trug. Jetzt erzählt er mir, dass ihm diese Kniestrümpfe, die Kompressionsstrümpfe sind, doch sehr geholfen haben beim Aufstieg. Ein interessantes Thema, mit dem ich mich nach der Tour mal befassen will.
Am Abend beim Essen rückt man zusammen und lernt noch einige neue Leute kennen. So Andreas, einen deutschen Biologie-Professor, der an der amerikanischen "State University of Tennesee" (Knoxville) lehrt. Er ist mit seinem Sohn Ben auf dieser Alpenüberquerung. 
Manch einer hat schon was zu erzählen und man merkt, wer so auf der "gleichen Rille tickt". 
Christian und Martin haben sich zu den Leuten der DAV-Sektion Braunschweig an den Tisch gesetzt. Diese haben auf der Hütte ihre separate Ecke mit vielen Gegenständen, die einen Hinweis auf Braunschweig geben, so einen Schal von der Fußball-Mannschaft Eintracht Braunschweig. 
Da geht so manche "Runde über den Tisch", Martin hat offensichtlich seinen spendablen Abend. So erfahren sie, dass die Sektions-Leute auf der Hütte sind, um einen Fehler in der Zuleitung der Stromversorgung der Hütte zu suchen und eventuell zu beheben. Bisher wohl erfolglos. Sie mussten zwischenzeitlich einen großen Dieselgenerator aufstellen lassen. Das wird für die Sektion ein teuerer Spaß. Noch teuerer würde es werden, wenn das Erdkabel zur Hütte komplett erneuert werden muss (ich hoffe, sie haben den Fehler gefunden und konnten ihn kostengünstig beheben).
Pünktlich um 22:00 Uhr leert sich so langsam der Gastraum der Hütte, Nachtruhe ist angesagt.
Kaffee + Kuchen + Getränke + Abendessen kosten mich hier 27,- €.


Fotos
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Fotostrecke der Etappe 4

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