Langer Abstieg unter heißer Sonne

Der Tag beginnt mit dem Frühstück um 6:30 h und einer negativen Überraschung für die deutschen E5-Wanderer: Mittels Handy-Radio habe ich österreichische Nachrichten um 6:00 h gehört und dort hat man es gebracht: Deutschland hat gegen Italien im Halbfinale der EM 1:2 verloren. 
Zuerst ungläubiges Nachfragen, ob das denn auch stimmt, aber es gibt keinen Zweifel. Der Frust ist für die meisten E5-Geher
schnell vergessen, denn auf sie  wartet der steile Aufstieg zur Seescharte und der lange Abstieg ins Inntal nach Zams.
Um 8:00 h starten wir dann. Wir sind an diesem Tag nicht die Ersten, aber nach und nach überholen wir beim Aufstieg zur Seescharte doch einige der „Mitstreiter“. Auch die 70zig-jährige Frau mit ihrem Schäferhund, die sich die Sechs-Tages-Tour über den Similaun-Pass zutraut. Ich bin mal  gespannt, was sie an der Braunschweiger Hütte erlebt, wenn sie dort mit einem Hund „aufläuft“. Die letzte Nachte musste sie mit dem Hund schon in einem separaten Raum verbringen.
Der Aufstieg zur Seescharte (2599 m) ist ein Klettern über Schneefelder und ein Balancieren am Stahlseil durch die Scharte. Auf der Rückseite hat man dann aber eine herrliche Sicht auf das Tal mit dem Lochbach. Oben treffen wir dann unsere Zimmer-Mitbewohner der letzten Nacht. Die sind hier oben die Ersten und wir schließen uns für die Etappe zusammen. Wir kommen ins Gespräch und erfahren, dass es sich um zwei Freunde handelt, die über Geschäftsbeziehungen zueinander gefunden haben. Interessant ist, dass einer eine Knie-Prothese hat, was man ohne genaues Hinschauen nicht merkt. Aber er ist immer forsch voran.
Die Sonne brennt schon ganz gut, und so hoffen wir auf eine Einkehrmöglichkeit an einer der Loch-Almen. Leider erfüllt sich unser Ansinnen nicht, denn beide Jausenstationen machen erst im Juli auf. So machen wir eine Pause an der geschlossenen Unterlochalm. Unsere Wasserflaschen füllen wir im Lochbach auf.
Nach einer halben Stunde brechen wir wieder auf. Die Sonne brennt heftig, der Abgang führt durch normales Waldgelände, und er wollte nicht enden. Einer der beiden Mitstreiter aus Bayern hat dann auch noch leichte Probleme mit Magen und Darm. So bleibt er immer etwas hinten an. Aber wir passen auf, dass wir ihn nicht aus den Augen verlieren. Unterwegs macht die Skihütte Zams schon Werbung für eine preiswerte Übernachtung. Man könnte direkt anrufen. 
Ca. 15.30h erreichen wir den Talort Zams. Eine etwas ausgiebige Pause in einem Cafe im Ort ist angesagt; Rote Schorle und Eiskaffee für mich, manch einer mag auch schon Pasta. Unsere Begleiter (mit Namen Christian und Martin) wollen heute noch weiter gehen zur Galflun-Alm. Nach kurzer Beratung schließen wir uns an, nachdem wir uns telefonisch erkundigen haben, ob dort noch Platz vorhanden ist.
Wir durchquerten den Ort zur Talstation der Venetbergbahn und fahren hoch bis zur Bergstation (12,- € für E5-Wanderer). Hier machen wir nochmals eine kurze Trinkpause. Dann nehmen wir den zwei-stündigen Marsch über den Panoramaweg zur Galflun-Alm in Angriff. Unterwegs passieren wir noch die Gogles Alm (Jausenstation, keine Übernachtungsmöglichkeit). Der Weg verläuft fast immer auf gleicher Höhe am Berg entlang, aber teilweise ist er relativ feucht. Kurz vor der Galflun-Alm muss man dann sogar über einen langen Bretter-Steg laufen, um trockenen Fußes das Ziel zu erreichen.
Ca. 18:30h haben wir die Galflun-Alm erreicht; Laufzeit 7:00h. Bemerkenswert ist auf diesem letzten Teilstück, dass jeder für sich gegangen ist und wir somit in zeitlichen Abständen das Ziel erreicht haben.
Uns erwartet ein freundliches junges Hütten-Ehepaar und nur ein weiterer Gast. Wir taufen ihn  „Reinhard II“ (weil er auch Reinhard heißt, aber etwas jünger ist als ich) und erfahren, dass er aus der Pfalz kommt und in der letzten Nacht auf der fast leeren Skihütte Zams übernachtet hat. Am Tag vorher hat er sich einen kleinen Rucksack gekauft, um weniger Gewicht zu tragen. Die überflüssigen Sachen hat er per Post nach Hause geschickt. 
Wir fünf Wanderer belegen jetzt eines der Zimmer-Lager. Übernachtung + Halbpension: 34,- €. Wir werden sehr freundlich bedient und das Essen ist reichhaltig und schmeckt sehr gut. Alle haben Käse-Spätzle als Hauptgericht gewählt.
Lange sitzen wir an diesem Abend noch in der Dämmerung vor der Hütte und plaudern untereinander und mit den einheimischen Jugendlichen und den Hütten-Wirtsleuten.


Fotos
(alle Fotos - in chronologischer Reihenfolge - in einer PDF-Datei zum Runterladen)

Fotostrecke der Etappe 3

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