Abstieg, Bus-Transfer und Aufstieg zum nächsten Etappenziel

Morgens um 5:30 h ist auf einer Hütte die Nacht vorbei. Die ersten Frühaufsteher machen sich bereit für das Frühstück, das dann pünktlich um 6:00 h beginnt. Man kann wählen zwischen einem einfachen Frühstück zu 4,50 € (Kaffee, 2 Schnitten Brot, Käse und Marmelade) und einem etwas reichhaltigerem (Kaffee, 3 Schnitten Brot, Käse, Wurst und Marmelade) zu 6,- €. Zusätzlicher Kaffee/Tee kostet extra. Üppig ist das dann nicht für eine lange Tageswanderung. Da ist es gut, wenn man selbst noch etwas zu essen im Rucksack hat, das man dann vor der ersten großen Pause essen kann. Selbst heißes Tee-Wasser muss bezahlt werden. Ich fülle meine Trinkflasche mit Leitungswasser und einer Magnesium-Kalium-Tablette.

Um 7:15 sind für den Anstieg zum Mädelejoch bereit. Es ist noch recht kühl, daher haben wir uns erst mal für die lange Wanderhose und eine Jacke entschieden. Erstes Ziel der Etappe ist Holzgau im Lechtal. Dort wollen wir eine längere Pause machen und uns mit anderen E5-Gehern für einen Taxi-Transfer zur Material-Seilbahn der Memminger Hütte zusammen tun.

Schnell haben wir die österreichische Grenze am Mädelejoch erreicht. Auch hier sind noch Altschneefelder vorhanden, die Kälte von unten bringen. Doch die Sonne ist bald hoch am Himmel, so dass wir bald unsere Hosen abzippen und die Jacken ausziehen können. Nach dem Überschreiten des Jochs geht es bis Holzgau nur noch steil bergab, typisch für das Lechtal.
Bald erreichen wir die Untere Roßgumpenalm, wo wir die einzigen Gäste sind. Die Sonne zollt ihren Tribut, ich schwitzte stark und wir machten eine Trinkpause. Danach geht es weiter steil bergab durch das Höhenbachtal am gleichnamigen Fluss entlang, an der Jausenstation „Cafe Uta“ und am Simms-Wassefall vorbei ins Tal nach Holzgau. Der Weg ist hier teilweise betoniert und sehr steil. Das Rucksack-Gewicht drückt sehr in den Schuhen, besonders die Zehen bekommt man zu spüren.
Im Tal kommen wir direkt zum „Gasthof Bären“, wo sich die Wanderer treffen, die mit dem Taxibus den Weg (Asphaltstraße) durch das Lechtal überbrücken wollen.
Wir machen hier eine Pause und warten auf eventuelle E5-Geher, die auch mit dem Taxi fahren wollen. Der Taxibus-Fahrer selbst macht gerade Pause und zeigt dies durch ein Schild im Fenster an: „Mache Pause, stören tödlich“. Das sollte man dann ernst nehmen.

Bald erscheinen die ersten E5-Wanderer, die auch den Taxibus nehmen wollten. Wir fahren zu viert und jeder muss vor dem Einsteigen erst mal 15,- € bezahlen (da könnte ja einer kein Geld haben!). Dann geht es los durch Holzgau, Stockach und in Bach Richtung Madau, dann zur Material-Seilbahn der Memminger Hütte. Die Busfahrt dauert ca. ½ Stunde (ca. 16 km) und führt erst nur über Asphaltstraßen, dann ab Madau über einen Schotterweg oberhalb des Parseier-Flusses bis zur Seilbahn-Talstation. Hier könnte man jetzt seinen Rucksack mit der Seilbahn transportieren lassen (Anruf bei der Hütte). Wir tragen unsere Last selbst.
Unsere beiden Begleiter sind diejenigen, die wir schon auf dem Anstieg zur Kemptner Hütte getroffen hatten. Wir steigen dann zu viert zur Memminger hoch. Unterwegs brennt die Sonne und bei einigen Pausen kommen wir ins Gespräch. Die beiden sind aus Hessen und einer ist ein "frustrierter" Bänker, der sich in dem Jahr schon auf dem Jakobsweg in Spanien seine Wander-Kondition erarbeitet hat.
Der Anstieg ist sehr steil und die Sonne brennt. Einige Pausen mit einer Erfrischung aus dem Bergbach bringen Erholung. Bald kommt die Memminger Hütte erstmalig in Sicht, zwar noch klein, aber das Tagesziel ist nicht mehr fern. Um 14:30 h haben wir die Hütte erreicht.
Man hat den Eindruck, wir sind allein in der Herberge. Auch hier die gleiche Prozedur: Schuhe entledigen, anmelden beim Hüttenwirt, Zuteilung des (reservierten) Zimmerlagers, dann duschen und stärken mit einem Getränk, dann folgt Kaffee und Kuchen. 
Eine Anmerkung hier mal: Italienische Kaffee-Kultgetränke a la Cappucino etc. gibt es in den Bergen nicht, aber heißen Kaffee/Tee immer!

Schlafmarke der Memminger Hütte
Apropos Duschen: Das warme Wasser funktioniert auf dieser Hütte nicht so wie in Deutschland, denn man muss den Wasserhahn nicht nach links, sondern nach rechts drehen. Böse Falle, denn bis man das gemerkt hat, ist die Warmduschzeit schon fast vorbei. 

Nach Bezug des Zimmerlagers stelle ich erfreut fest, dass es hier eine Steckdose zum Aufladen von Handy und Foto-Apparat vorhanden ist. Habe ich dann gleich genutzt. Mobilfunk-Netz ist aber keines zu empfangen.
Mein Begleiter Thorsten spart sich die warme Dusche und "springt" in den kalten Bergsee (er lässt da keinen Bergsee aus!), und damit auch noch einige Fotos gemacht werden können, auch noch ein zweites Mal.

Abends beim Essen unterhalten wir uns mit anderen E5-Wanderern, die mittlerweile an der Memminger Hütte angekommen sind und hier übernachten wollen. Wieder mal Bänker, diesmal zwei Frauen auf dem E5 als "Versuchs-Tripp". Auch ein Ehepaar aus Thüringen sitzt mit uns am Tisch und von denen  erfährt man einiges über das Leben in der ehemaligen DDR und die Überwachung durch die Stasi. Sehr interessant!
Bemerkenswert auch eine ältere Wanderin von über 70 Jahren, unterwegs mit einem Schäferhund. Sie müsste eigentlich wissen, dass auf den meisten Hütten Hunde nicht mehr geduldet werden. Auf der Memminger muss sie mit dem Hund in einem separaten Raum übernachten. Würde ja zu gern mal wissen, wie es ihr auf den nächsten Hütten ergangen ist. Sie will den Weg nach Meran (6-Tages-Tour) über den Similaun-Pass machen.
Bewirtungs-Quittung der Memminger Hütte

 

Hier oben auf ca. 2240 m ist alles noch ein wenig teurer als auf der Kemptner Hütte:
Dusch-Marke: 3,- € (wie lange man dafür duschen kann, verrät einem niemand),
Saft-Schorle: 3,30 €, 
Kaiserschmarrn: 8,-- €, 
Frühstück groß: 7,50 € (und das war nicht üppiger als auf der Kemptner Hütte). Auch hier kostet ein zusätzlicher Kaffee/Tee extra.
        
Unser Zimmerlager ist mittlerweile voll belegt, zwei Wanderer aus Bayern haben die beiden restlichen Betten unseres 4-Bett-Zimmers bezogen.
Ich wasche ein paar Sachen und lasse die Wanderstiefel draußen auf der Terrasse trocknen (was aber nicht komplett bis zum Spätabend gelungen ist). Ich komme zur Überzeugung, dass reine Leder-Bergschuhe nicht das richtige Schuhwerk für eine Hüttentour sind. Auch ein Thema für die Zeit nach der Tour.
Es ist Fußball-EM-Zeit und an diesem Tag soll das Halbfinale der Deutschen Mannschaft gegen Italien sein. Aber für einige, oh Schreck, kein Fernseher auf der Hütte! Mich stört es nicht. So kann man sich bis zur Hüttenruhe ausgiebig mit anderen Wanderern über die bevorstehende Etappe nach Zams unterhalten oder sonstige Erfahrungen austauschen.

 

 


Fotos
(alle Fotos - in chronologischer Reihenfolge - zum Runterladen in einer PDF-Datei)

Fotostrecke der Etappe 2

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