Über Schneefelder zur ersten Hütte

Wir (mein Neffe Thorsten und ich) starten an einem Mittwoch in der Nähe von München mit dem Bus, dann mit dem Zug von München nach Oberstdorf (leider gilt das Bayern-Ticket erst ab 9:00 Uhr, so dass wir eine normale Zugfahrkarte lösen müssen). In Oberstdorf schaffen wir gerade den letzten Bus am Vormittag nach Spielmannsau (9:45 Uhr). Wir wollen uns den langen Weg auf Asphalt von Oberstdorf nach Spielmannsau ersparen.

Busfahrschein Oberstdorf - Spielmannsau In Spielmannsau angekommen, machen wir eine Pause, um unser ausgefallenes Frühstück nachzuholen. Wir haben Glück, denn die Gaststätte hat eigentlich am Mittwoch Ruhetag, aber am Vormittag wird ein paar Stunden geöffnet (offensichtlich rechnet man mit den E5-Wanderern, und da sind noch ein paar mehr als wir zwei).

Nach der Stärkung geht es dann auf den Weg durch das Tal in Richtung „Kemptner Hütte“, unser erstes Tagesziel. Nicht weit nach Spielmannsau trifft man auf die Alpe Oberau, bei der man auch noch Pause machen kann. Einige E5-Geher haben hier positive Erfahrungen gemacht, wie uns später berichtet wurde.
Vom Vortag ist es noch ein wenig nass auf den Wegen, aber das Wetter wird heute schön, und es sollte täglich schöner werden – laut Wetterbericht.
Nach ein paar Kilometern endet das Tal und es geht steil den Berg hinauf, erst durch üppige, aber bald schon spärlichere  Vegetation.
An einer kleinen Kapelle machen wir unsere nächste Rast. Hier treffen wir erstmalig zwei junge E5-Geher aus Hessen, die uns auf den nächsten Etappen noch öfters begegnen sollten.
Über Alt-Schnee- und Lawinenfelder (es ist noch Ende Juni) geht es dann weiter über der Baumgrenze Richtung Kemptner Hütte. Teilweise sind die Schneefelder  von herabstürzenden Bächen unterspült, manchmal muss man auf dem regulären E5-Weg unter den Schneefeldern hindurch gehen. Das ist eine interessante Erfahrung.
Das Übergehen der Schneefelder ist teilweise eine rutschige Angelegenheit, man kann hierbei die Teleskop-Wanderstöcke erstmalig gut gebrauchen. Im Gegensatz dazu sind die Lawinenfelder wegen der darauf liegenden Grass-/Erdmassen kein Problem. Nach ca. 2 Std. Gehzeit ist zum ersten Mal die Kemptner Hütte auf der Anhöhe zu sehen, dahinter der Mädelekopf (1909 m).
Nach ca. 2 ¾ Std. Gehzeit, ca. 8 km Strecke und ca. 800 Höhenmetern haben wir unser erstes Etappenziel erreicht: Die Kemptner Hütte auf 1844 m.

Am unteren Eingang der Hütte empfängt uns ein Schild mit der Einstimmung für die gesamte Alpenüberquerung:

„Ziel erreicht! Herzlich Willkommen in den Bergen!
Genießen Sie das einfache Leben, weit weg vom Alltag.
Sternehotels stehen im Tal.
 Fühlen Sie sich wohl - wir gehen unser Bestes.“

Für die weitere Tour sollte man dies beherzigen, sonst ist man auf dem E5 nicht auf dem richtigen Weg.

Wir haben ein Zimmerlager vorbestellt, entledigen uns der Bergschuhe, beziehen das Zimmer (4-Betten) und duschen uns. Dann erst mal ein Durstlöschung und eine Stärkung mit Kaffee und Kuchen (5,-- €). Danach ist nur noch Genießen der Bergwelt mit der schönen Aussicht - bei herrlichem Wetter - angesagt.
Bewirtungs-Quittung und Schlafmarke der Kemptner Hütte

Mein mitgebrachtes Fernglas kann ich jetzt schon gut gebrauchen, um die Umgebung zu erkunden und einige Murmeltiere zu beobachten. Die Hütte ist relativ leer, denn wir sind azyklisch zu den Oberstdorfer Alpin-Schulen losgegangen und es ist noch Anfang der Saison für "Alpenüberquerer". Es kommen immer mal wieder einige Wanderer von Tagestouren zur Hütte zurück.
Am Abend nach dem Essen kann man sich auf der Hütte mit anderen E5-Gehern und Tageswanderern unterhalten und Informationen austauschen. Interessant ist ein Neuseeländer, der sein Brot mit  Imkerei verdient und jetzt, wo in Neuseeland Winter ist, auf Europa-Tour ist. Er hat noch einiges vor, u.a. will er noch zu den Olympischen Spielen nach London, wo seine Tochter Mitglied der Neuseeländischen Reiter-Mannschaft ist.
Um 22.oo Uhr ist Zapfenstreich und der Gastraum wird leerer. Unser 4-Bett-Zimmer teilen wir mittlerweile mit einem dritten Wanderer, mit dem wir uns im Zimmer dann noch vor dem Schlaf angeregt unterhalten.

  

 

 

 


Fotos:
(alle Fotos - in chronologischer Reihenfolge - in einer PDF-Datei zum Runterladen)

Fotostrecke der Etappe 1

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